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agloco

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Montag, 24. November 2008, 19:58

immunadsorbtionstherapie

( Quelle: Autor fraster defi-forum.de )

Hallo zusammen, ich möchte allen Herzinsuffizienz- und DCM-Patienten eine super Therapie empfehlen, die noch recht neu ist, mir aber unglaublich gut geholfen hat: Die Immunadsorptionstherapie (oder auch “Plasmapherese” genannt).

Vorab nochmals kurz zu mir: Ich bin 38 Jahre alt, 1,81m groß bei ca. 81 kg, Nicht-Raucher. Seit etwa drei Jahren (Frühsommer 2005) leide ich unter einer chronischen Herzinsuffizienz infolge einer dillatativen Kardiomyopathie. Aufgrund starker Herzrhythmusstörungen (VTs) wurde mir ein AICD implantiert. Während der akuten Erkrankung hatte ich nur noch eine Pumpleistung (Ejektionsfraktion, “EF”) von 22%, heute sind es etwa 48%! Dies war nur möglich durch die klassische Therapie mit den bekannten Medikamenten (ß-Blocker, Blutdrucksenker, ACE-Hemmer, Digitalispräparat, Entwässerungsmittel, Marcumar, Magnesium, Kalium etc.), viel Radfahren und einer gewissen Lebensumstellung in Richtung regelmäßiger essen, schlafen, positiv denken usw.

Den entscheidenden Schub (EF von 30 auf 48% nach nur sechs Wochen!) hat mir aber die Immunadsorptionstherapie gegeben. Diese neuartige Therapie, die sich noch in der Studienphase befindet, aber bereits seit zehn Jahren erfolgreich bei Herzinsuffizienzpatienten angewandt wird, wurde bei mir letztes Jahr in der Berliner Charité durchgeführt. Zu dieser Zeit führten diese Therapie nur zwei Herzzentren in Deutschland durch: Das Klinikum Greifswald und eben die Charité, schon sehr bald sollen aber weitere Unikliniken folgen.

Wie sieht diese Therapie aus? Vereinfacht gesagt handelt es sich um eine Art Blutwäsche, bei der körpereigene Abwehrzellen (Immungloboline) herausgefiltert und gegen Spenderzellen ausgetauscht werden. Da die körpereigene Abwehr sehr stark herabgesetzt wird, wird die Therapie auf der Intensivstation durchgeführt. Die Therapie dauert etwa fünf Tage à 8 Stunden, während derer die Filterapparatur ständig von einer speziell ausgebildeten Schwester bedient und überwacht wird. Hierzu werden am ersten Tag zwei Zugänge über die Halsvene gelegt, die während der gesamten 5 Tage drinbleiben müssen, was doch etwas unangenehm (vor allem beim Schlafen) und teils auch schmerzhaft ist. Während der ersten 24-36 Stunden wird zudem noch ein Herzkatheter gelegt, sodass man das Bett nicht mehr verlassen kann. Erst von Tag 2 bis 5 darf man dann kurz unter Aufsicht zur Toilette gehen.

An Nebenwirkungen habe ich außer einem kleinen Kreislaufkollaps (durch das andauernde Liegen) und einer leichten Übelkeit nichts bemerkt. In seltenen Fällen kann es jedoch zu gefährlichen Infekten kommen, weshalb man nur absolut gesund (also z. B. ohne eine Erkältung o.ä.) diese Therapie durchführen lassen sollte. Auch eine Unverträglichkeit mit den Spenderzellen ist schon beobachtet worden, was zu hohem Fieber führen kann. Ich hatte aber keine Probleme.

Hintergrund dieser Immunadsorption ist die medizinische Erkenntnis, dass eine Herzinsuffizienz neben erblichen und psychischen (Stress) Faktoren nicht nur durch Viren/Bakterien verursacht werden kann, sondern auch durch eine Art Autoimmunerkrankung. Hierbei vermutet man, dass sich aus welchem Grund auch immer die körpereigenen Abwehrzellen gegen das eigene (gesunde) Herzgewebe richten und es langsam zerstören. Mit der Immunadsorptionstherapie kann dieser Prozess erheblich verlangsamt oder gar gestoppt werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Von den ca. 120 Patienten in der Charité haben zwei Drittel eine deutliche Verbesserung der EF erfahren. Es reicht meist eine Anwendung, die entsprechend lange vorhält. Sollte sich die EF wieder verschlechtern, kann jederzeit die Therapie wiederholt werden. Heute geht es mir wieder recht gut, also kein Vergleich zu 2005. Ich kann nur jedem Betroffenen empfehlen, seinen Kardiologen auf diese Therapiemöglichkeit anzusprechen.

Hier noch ein paar Tipps:

Ansprechpartner in der kardiologischen Abteilung der Charité Berlin sind Prof. Gerd Baumann und Dr. Fabian Knebel. Bevor man an dieser Studie teilnehmen kann, erfolgt eine stationäre Voruntersuchung, die 3-4 Tage dauert und etwa 4-8 Wochen vor Durchführung der eigentlichen Behandlung stattfindet. Im Abstand von ca. 3 bis 6 Monaten nach der Therapie wiederholt sich der Untersuchungsmarathon noch einmal (wieder 3-4 Tage stationär), um direkt zu sehen, ob die Therapie etwas gebracht hat, was in den meisten Fällen der Fall ist.

Die Immunadsorptionstherapie ist aus meiner Sicht neben der klassischen Medikamentengabe und leichtem Ausdauersport das Mittel erster Wahl bei DCM. Leider werden die immensen Kosten (Personal- und Apparatur-Aufwand) (noch) nicht von der Krankenkasse erstattet; lediglich der stationäre Aufenthalt von ca. 4+8+4 = 16 Tagen werden übernommen. Für Nicht-Privatpatienten heißt dies natürlich eine Zuzahlung von 10 EUR pro Tag. Die eigentliche Therapie wird jedoch im Rahmen der laufenden Studienauswertung von der Charité übernommen, was allerdings vorab abzusprechen ist. Sprich: Jeder, der zur Teilnahme zugelassen ist, zahlt auch nichts dafür! Angesichts der Gesamtkosten von mehreren Zehntausend Euro eine tolle Sache, wie ich finde!


Viele Grüße
Frank
Linksventrikuläre Herzinsuffiziens 2008 8% Ef und 2020 48% EF- Defiträger

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2

Dienstag, 25. November 2008, 22:43

Na das sieht aber nicht so toll aus, doch wenn es hilft und das hat es ihn ja,wie man liest.:)

Ich habe ja auch eine dcm mit einer EF um die 45%, ist solch eine Therapie denn sinnvoll bei mir oder eher nicht?
Und wird diese nur in Berlin durchgeführt? :)

Grüße

sina

agloco

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Mittwoch, 26. November 2008, 00:39

Abend,

bei dir sina, würde das wahrscheinlich garnicht durchgeführt werden, dafür geht es dir einfach noch immer viel zu gut.Glingt hart, ist aber so!
In den genuss kommt man auch nur, wenn man an einer Studie teil nimmt,denn Krankenkassen bezahlen das nicht.

Diese tolle Therapie wird nicht nur in Berlin durchgeführt sondern auch an einigen anderen Standorten. Alles Unikliniken soweit ich weiß. Die Uni Greifswald, hat die meisten Erfahrungen damit.

Ich werde zumindest meine Kardiologen drauf ansprechen, wie es mit einem Termin aussieht :)

Lg
alex
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4

Donnerstag, 27. November 2008, 01:56

ja ok da hast du vieleicht recht alex. Anderen geht es wirklich viel schlechter.

Wenn diese Blutwäsche hilft und sich die Herzleistung erhöht, bleibt es dann so oder wie darf ich mir das vorstellen? :rolleyes:

sina

agloco

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Donnerstag, 27. November 2008, 23:54

Tja das kann ich dir nicht genau sagen, solange gibt es die Therapie ja auch noch nicht. Somit hat man da auch keinerleih Langzeiterfahrungen.
Ich weiß von einigen, dass Ihre Herzleistung nach 3 Jahren immer noch konstant ist.:)

Alles liebe
alex
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tom31

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Sonntag, 30. November 2008, 17:05

Habe mir den Beitrag eben mal durchgelesen und muss sagen, wow. Wieso hat mir denn noch niemand diese Therapie vorgeschlagen?! Ich hatte schon von gehört aber das solche Erfolge zu verzeichnen sind, wusste ich nicht.

Eigentlich hatte ich erstmal genug von Krankenhäusern, doch dies wäre eine Überlegung wert.
Verstehe nur nicht, wieso ein Kardiologe, einen so etwas nicht vorschlägt, wenn man doch eventuell die Möglichkeit hätte.

In dem Bericht, ist zu lesen, dass nur Patienten behandelt werden, bei denen die dcm durch eine autoimmunkrankheit ausgelöst wurde. Ich allerdings habe eine durch viren verursachte dcm. Kennt sich dort jemand näher aus? ?(

Schönen Sonntag
Tom
...Liebe Grüße Tom :)

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agloco

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7

Montag, 1. Dezember 2008, 16:51

Tja, dass kann ich dir nicht sagen. Mir schlägt das ja auch keiner vor. Da ist nunmal eigeninitiative gefragt. :rolleyes:
Ich weiss, dass auch Patienten mit einer inflammatorische dcm behandelt wurden.
Wiederum andere meinen, dass es nur für Betroffene einer dcm vorbehalten ist, bei denen sie durch einen immundefekt zustande kam. Aber testen lassen, kann sich ja erstmal jeder.
Es geht ja um die autoimmunkörper im Blut.

lg

alex :)
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tom31

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Samstag, 20. Dezember 2008, 00:39

Moin,

ich habe die Sache übrigens zum rollen gebracht. Blut wird untersucht auf Antiimmunkörper. Das soll aber etwas länger dauern, na mal schauen was da raus kommt. :)

Tomy :P
...Liebe Grüße Tom :)

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RenHe

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Samstag, 20. Dezember 2008, 01:12

Yeah! Ich drück dir die Daumen!
Ding Dong...

agloco

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Samstag, 20. Dezember 2008, 20:14

Bei mir wird auch mein Blut auf die Antikörper untersucht. Soll mehrere Wochen dauern, bis ich bescheid bekomme :rolleyes:

Diese Therapie soll aber ziemlich 100% der Patienten erstmal helfen, na ich lass mich überraschen:)

lg
alex
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