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JaxTeller

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Mittwoch, 13. April 2016, 11:17

(Peri-) Myokarditis Wiederholungstäter

Hallo Community,

Ich habe nun eine Weile im Forum gestöbert und bin begeistert von den vielen, mir ähnlichen Fällen, die hier detaillert beschrieben werden, also hab ich entschlossen, mich anzumelden und meine Geschichte zu erzählen.

Ich bin 30 Jahre alt und hatte 2009, sprich vor 7 Jahren, während meines Studiums eine Perimyokarditis. Es begann damit, dass ich morgens mit extremen, gerade zu unerträglichen Schmerzen im Brustbereich aufwachte, die sich in Arme und Rücken ausstrahlten. Nach Blutentnahme im KH wurde ich mit Blaulicht in eine Herzklinik gefahren : Verdacht Herzinfarkt! Mit 23?

Nach Herzkatheter und MRT konnte dies ausgeschlossen werden und einige Echos und EKG´s später stand die Diagnose: Perimyokarditis.
2 Tage Intensivstation, 6 Tage Innere und nach der Aussage meiner Ärztin, die Entzündungswerte im Blut seien fast wieder im Normbereich, ließ ich mich auf eigenen Wunsch entlassen. 1-2 Wochen später war das Thema für mich durch und aus dem Sinn.

Im Februar dieses Jahres, ich war grad auf Arbeit wurde mir plötzlich ganz komisch. Übelkeit, unangenehmes Kribbeln in Armen und Beinen, Schwindel, zittrige Knie.....ich ging früher nach Hause und schlief eine Runde. Danach fühlte ich mich zwar Schlapp aber es ging wieder. Nachts wachte ich dann mit starken Thoraxschmerzen auf. Mir war sofort klar: das kenne ich doch!

Nächsten Morgen ohne Umwege ins KH, denen quasi die Diagnose vor die Nase gelegt und nachdem die Blutwerte und MRT diese Vermutung bestätigten gleich auf Intensiv. Diesmal waren die Schmerzen nicht ganz so schlimm wie beim Ersten mal, also dachte ich mir, dass es wohl nach einer Woche KH aufenthalt und 2 Wochen Ruhe auch wieder erledigt sei. Sah am Anfang auch danach aus. Mir ging es nach 2 Wochen wieder gut genug (abgesehen von einer gewissen "schwere" beim Bewegen) um zu Arbeiten, wobei meine Arbeit (Büro) weder körperlich noch psychisch anstrengend ist.

Eine weitere Woche später, sitze Abends am Rechne und zocke etwas, bemerke ich wie ich auf einmal viel stärker auf die hektik im Spiel reagiere, ich bemerkte vorher schon dass ich viel leichter reizbar bin und mich schneller aufrege. Ich bekomme auch öfters kleine, leichte Adrenalinschübe. Aber den Abend war es Schlimm, mir pochte das Herz bis zum Hals und die Brustschmerzen begannen wieder. Also entsagte ich dem Zocken (wobei ich hin und wieder auch mal einen Joint rauchte) begann wieder mit Antibiotika und Schonhaltung.

So ca 2 Wochen war es dann wie ein Auf- und Ab. Mal ging es mir gut, mal weniger....im Grossen und Ganzen aber erträglich. Dann zu Ostern, sitze gerad bei meiner Schwiegermutter zum Kaffee, die volle Breitseite.....in mir pulsierte es, Herzrasen, ich konnte kaum ruhig sitzen, war nur am Zappeln. Keine Schmerzen in dem Sinne, aber ein absolut unerträgliches Körpergefühl, kurz vorm umkippen. Seit 2 Wochen geht es mir nun so. An manchen Tagen schlimmer als an anderen, aber so, dass mein "Zustand" allgegenwärtig ist.

Im Unterschied zu damals, habe ich diesmal noch zusätzlich zu Schmerzmittel und Antibiotika (Unacid) noch Colchysat, ein Gichtmittel, bekommen. Laut Aussage meines leitenden Oberartztes ein bewährtes Mittel gegen diese Art von Entzündung, sollte ich über 3 Monate hinweg nehmen. Meine Hausärztin war allerding skeptisch, vorallen wegen der Einnahmedauer, sie sagte, dieses Medikament sei eigentlich ein Zellgift (!?).

Zu den medizinischen Daten: Eingeliefert wurde ich anfang Februar mit einem Entzündungswert von 94. Vor ca. 3 Wochen war er noch 24.
(Langzeit-) EKG, Blutdruck, Puls alles i.O. MRT hat eine minimale Wasseransammlung im Herzen aufgezeigt, was den Kardiologen zu der Diagnose Myokarditis (also diesmal nicht "nur" peri-) brachte. Mehr wurde aus medizinischer Sicht nicht gemacht.

Nun Ärgere ich mich seit 2.5 Monaten mit diesem, im Forum mehrfach erwähnten Auf- und Ab herum, wobei es in der letzten Zeit eher ein Ab war und bekomme es etwas mit der Angst zu tun. Gerade an Tagen wo ich viel zu tun habe, geht es mir nur bei dem Gedanken an die viele Bewegung die vor mir liegt, schlechter und das Aufstehen wird zur Qual. Auch das Herzstechen , manchmal frontal direkt beim Brustbein, meist aber in der linken Rippengegend ist ständig da. Das einzig positive daran ist, ich habe bereits um die 8Kg abgenommen, obwohl ich nicht wirklich weniger esse.

Am schlimmsten sind diese schwer zu beschreibenden "Zustände". Sie treten meist mitten am Tag auf, beginnen mit Druck und kribbeln in Armen, Beinen und Händen, Druck im Kopf, leichte Übelkeit, ein schwummriges, zittriges Gefühl im Körper gepaart mit sehr unangenehmer Nervosität, ähnlich wie vor einem grossen Test oder Auftritt, als würde es in der Magengegend innerlich pulsieren. Wenn ich die Symptome google, trifft es am besten auf Bluthochdruck zu, aber habe mal während eines solchen "Anfalls" gemessen, war 121/96.....also relativ normal.

Inwiefern spielt die Psyche hierbei eine Rolle? Ich kann nicht abstreiten, dass ich Angst vor einem Infarkt habe, oder dass dieser Zustand chronisch ist/wird. Ich achte auf jede Veränderung und bekomme das Thema kaum noch aus dem Kopf. Gestern erst habe ich ein interessanten Artikel über Herzneurosen gelesen. Glaubt ihr , dass gerade diese langwierigen, organisch nicht begründbaren Krankheitsverläufe damit zusammenhängen?

Sorry für den vielen Text, ich hoffe ihr könnt mir Ratschläge geben, wie ich jetzt am Besten weiter vorgehe und meine Situation am besten bewältige, denn die Ärzte scheinen ja selber nicht so den durchblick zu haben, zumindest was diese Thematik angeht.

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Montag, 18. April 2016, 22:49

Kenne das...bei mir eher Panikattacken..

Hallo,

meine Myokarditis ist nun schon ne Weile her. Ich arbeite auch schon wieder.

Kenne diese "Anfälle" gut, die du beschreibst. Das hat mich am Anfang der Erkrankung fast jeden Tag überfallen. Damals kam es ganz plötzlich über mich. Kribbeln in den Armen und Beinen, komisches Gefühl, Schmerz in der Brust und meist gefolgt von Tachykardien und dem Gefühl von Atemnot. Ich habe dann irgendwann den Betablocker höher dosiert und mit der Zeit ging das weg. Aber die ersten Wochen war es schlimm und ich wurde von meiner Familie nie allein gelassen, da es halt so überfallsmäßig kam....

Allerdings habe ich jetzt (ca. 6 Monate nachdem alles begann) immer noch manchmal diese Attacken. Eher abgemildert und ehrlich gesagt glaube ich jetzt, dass es wirklich etwas psychosomatisch ist.

Manchmal habe ich jetzt einen Schmerz in der Brust (warum auch immer...es kann eigentlich nicht vom Herzen kommen, da die letzten Untersuchungen alle gut waren) und dann folgt wieder dieses kribbeln überall, zittern und das Gefühl gleich zu kollabieren oder keine Luft zu bekommen. Meist passiert das eher in Ruhe, wenn ich alleine bin. Daher glaube ich es ist bei mir mittlerweile psychologisch bedingt. Wahrscheinlich sitzt die Angst so tief, dass alles wieder von vorn los gehen könnte...und jedes Unwohlsein wird aufs Herz projiziert bzw. ich hab halt immer Angst, dass was ganz schlimmes passiert. Aber man kann halt auch einfach mal Sodbrennen haben oder was ganz banales haben und es geht nicht immer um´s große ganze....das versuche ich mir jetzt immer zu sagen und mich zu beruhigen in diesen Situationen.

Gruß,

Leonie