Hallo zusammen,
also ich finde diesen Thread ja äußerst interessant. Schade, dass es bis jetzt so wenig Rückmeldungen gibt. Ich habe mir aber auch lange überlegt, ob ich meinen "Senf" dazu geben soll, weil ich nämlich zur Zeit nicht sehr gut auf die Berufsgruppe "Arzt" zu sprechen bin. Es ist schwierig das zu begründen, ohne dass es gleich undankbar, pauschal oder fies klingt. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich in meinem Freundeskreis immer ein bisschen als Außenseiter fühle, wenn ich mal wieder über meine Doc's schimpfe. Aber jemand, der Ärzte nicht in ihrem "natürlichen Lebensraum" beobachtet kann da nicht mitreden ;-)
Also hier meine "Top 3" der Arztgeschichten:
1. In den ersten drei Tagen meines ersten Krankenhausaufenthalts wusste noch niemand, was ich eigentlich habe. Es wurden zig' Untersuchungen gemacht. Ich habe überhaupt nicht damit gerecht, dass es etwas "so Schlimmes" ist - war ja ein paar Tage davor noch im Urlaub. Am dritten Tag wurde dann ein Herzecho gemacht. Nachdem der Kardiologe ein paar Minuten mein Herz angeguckt hat, sagt er:
"Ohh, ohh, ... das sieht nicht gut aus. Sie werden in ihrem Leben wohl nicht mehr arbeiten gehen oder Kinder kriegen."
Innerhalb von zehn Minuten hat er versucht, mir die Diagnose (DCM) zu erklären und hat mich dann völlig aufgelöst, weinend und voller Fragen auf mein Zimmerchen geschickt. Es war Freitag nachmittag.
2. Die darauffolgende Woche hatte ich dann ein Gespräch mit dem Chefarzt der Station. Er erklärte mir nochmal die Diagnose und versuchte, mir die Konsequenzen klar zu machen. Es war schon die Sprache von einer Herztransplantation. In diesem Gespräch kam dann die nächste unglückliche Aussage: "Ich hätte ihnen lieber eine Krebserkrankung gewünscht - bei Krebs sind die Prognosen nämlich besser als bei ihrer Diagnose."
3. Nach dem Krankenhausaufenthalt war ich auf der Suche nach einem Kardiologen, der mich weiter betreut. Als ich das erste Mal in der Praxis war, kam ich mir vor, wie ein Stück Vieh. Man merkte einfach, dass dieser Kardio-Mann seine Kohle über die Masse verdient. Fünf Minuten Vorgespräch - fünf Minuten Herzultraschall - fünf Minuten Nachbesprechung. Während des Vorgesprächs merkte er nicht einmal, dass er in einer falschen Patientenakte blätterte. Erst als ich ihn darauf hinwies, dass ich das erste Mal bei ihm wäre und dass das nicht meine Unterlagen seien (weil ich erst 29 und nicht 53 bin - wie vorne in großen Lettern drauf stand) sah' er mich das erste Mal an. Nachdem ich 10 Wochen auf einen Termin bei ihm gewartet hatte, hatte ich natürlich Fragen, Fragen, Fragen. Und da die Arzthelferin bei der Terminvereinbarung sagte, ich solle viel Zeit mitbringen - denn das Erstgespräch dauere immer etwas länger - hatte ich tatsächlich gehofft, einen Arzt vorzufinden, der sich zumindest beim ersten Mal Zeit für mich nimmt. Aber bereits nach fünf Minuten Nachbesprechung begann der Kardiologe aufzustehen und mir damit zu signalisieren, dass meine Zeit jetzt um sei. Als ich sitzen blieb und ihm einfach nochmal eine Frage stellte, beantwortete er mir diese im stehen und wurde zusehends nervöser und unkonzentrierter. Ich merkte ihm an, dass er mich nur noch los haben wollte. Er verabschiedete mich - natürlich nicht, um mit mir vorher wieder einen Termin in zehn Wochen auszumachen ;-)
Ich verstehe ja, dass Ärzte auch nur Menschen sind, die auch Feierabend und Urlaub haben wollen und die auch nicht jeden Tag gleich gut gelaunt sein können. Aber ein Mindestmaß an Zeit, Respekt und Mitgefühl würde ich mir schon wünschen. Wenn mann wirklich Hilfe braucht und "halbtot" im Krankenhaus aufläuft wird einem ja meistens auch zügig und kompetent geholfen. Aber sobald man wieder halbwegs fit ist und kein Geschäft mehr mit einem gemacht werden kann wird man sehr schnell "durchgewunken".
Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass wenn man sich fragt, ob man wegen diesem oder jenem zum Arzt gehen soll, dann soll mann nicht gehen. Erst, wenn der Arm oder der Fuß weghängt und eine Arzt unumgänglich ist soll man sich auf den Weg machen ;-) Leider geht das bei mir nicht mehr, weil ich ja immer meine kleinen, runden Helferlein brauche
. Naja, vielleicht im nächsten Leben
Liebe Grüße an alle Desillusionierten
Herzchen