Ich hatte am 13.08.2008 Kammerflimmern. Eine Herzschwäche
Links-seitig wurde bereits 2004 erst diagnostiziert.
Nach erfolgreicher Reanimation weil der Notarzt
gerade 500m Luftlinie vor dem Krankenhaus stand ,und der klugen Reaktion meines
Stief-Vaters (Schlag auf die Brust) und der schnellen Reaktion meiner
Geschwister mit denen Ich 35 Km entfernt telefoniert habe, (Sie haben den
Notarzt alarmiert , nachdem Ich am Telefon zusammenbrach) bin Ich noch am
Leben. (Vielen Dank! Da sieht man wieder wie wichtig es ist das die Angehörigen
aufgeklärt sind!)
Anschließend wurde ich auf die Intensivstation verbracht ,auf
der ich 100 (!) Tage zu gast war, 65 davon im künstlichen Koma.
Mann stellte eine verbliebene Herzleistung von 10% fest und eine
beidseitige Lungenentzündung. Meiner Frau wurde mitgeteilt,dass die Chance
das ich weiter überleben werde gleich 0% wäre, und sie sich keinerlei
Hoffnungen machen sollte. Als sich dann noch alles was es an Komplikationen
gibt auftrat ,was man sich vorstellen konnte, wurde diese Aussage noch
untermauert:
In den ersten 50 Tagen:
Zuerst wurde ich auf 32 Grad herunter gekühlt , um Hirnschäden
zu minimieren.Danach hatte ich dann
41,5 Grad Fieber, Multi- Organversagen, Allergische Reaktion auf
Heparin, Thrombosen in Hals-Vene und linkem Bein,Blutsturz durch Überdosierung
des alternativen Gerinnungshemmers ,darauf hin Not OP um Darm Gefäße zu
veröden,(ca. 2 Liter Blutverlust),Ich wurde mit Eis gekühlt um das Fieber unter
42 Grad zu halten.Als das nicht mehr ausreichte und meine Nieren wieder
versagten, kam ich an die Dialyse , wobei die Heizung ausgeschaltet wurde. Das
hatte zur folge das 15 min. die Schläuche gespült werden mussten,in denen sich
ca. jeweils ein halber Liter Blut befand. Also bekam ich über die 100
Tage 147 (!) Blutkonserven um meine Gerinnung wieder herzustellen und den
Verlust durch die Dialyse auszugleichen. (danke den Spendern!) Als meine Frau
ein Schädel CT verlangte ,fand man dann endlich die Infektion: Alle Stirn-
Höhlen waren mit Eiter gefüllt. Ein HNO Arzt bohrte darauf hin durch die Nase
alle Stirn -Höhlen an, und ich kam in ein Schwenkbett, damit der Eiter
abfließen konnte und meine Temperatur ging runter auf 38-39 Grad. Das hieß aber
noch lange nicht das ich es geschafft hatte. Danach traten noch mehrmals Kammerflimmern
auf und ich bekam MRSA. Als auch diese Infektion von meinem Körper besiegt war
und ich Keimfrei war (Dieser Keim ist Multi - Resistent gegen fast alle
Antibiotika) wurde ich dann aus dem Koma geholt (Mittel Propofol ) Doch ich war
noch lange nicht über den Berg:
Als ich erwachte war ich durch einen Luftröhrenschnitt künstlich
beatmet und von Kopf bis Fuß gelähmt. Mein einziger Gedanke war, wie kann ich
es hinbekommen das ich sterbe, den als lebende Leiche, die zwar alles mit
bekommt , aber sich nicht mitteilen kann wollte ich nicht leben.
Es dauerte 3 Wochen bis ich richtig aus dem Koma erwacht war,
und ich soweit klar wurde, dass ich kapierte das ich wieder halbwegs gesund
werden könnte. Da alle Muskeln, incl. Zwerchfell sich fast vollständig zurück
gebildet hatten, wäre ich bei einer Beendigung der Beatmung sofort erstickt.
Also musste ich wieder Atmen lernen.
Der Atemreflex ist nach so langem Koma ebenfalls weg und man
erstickt wenn man nicht bewusst Atmet.
Nach einer Woche konnte ich die Hände unkoordiniert
bewegen.
Als man fast denken konnte das ich es halbwegs überleben
würde, kam auf die glorreiche Idee mich auf ein Durchgangs- Zimmer auf der
Intensiv zu verlegen und den Trachial - Tubus zu entfernen. Prompt bekam ich
wieder eine Lungenentzündung und dieses mal eine von MRSA Keimen.Da kein
Antibiotika wirkte musste ich diesen Kampf selbst gewinnen. Da meine
Atemmuskulatur wie auch alle anderen Muskeln so stark zurück gebildet waren,
konnte ich den Eiter der Entzündung nicht abhusten. Ich wurde also täglich
mehrmals durch Mund und/oder Nase abgesaugt und als das nichts half Täglich
eine Bronchoskopie durchgeführt um besser absaugen zu können. Und das 1
Woche lang und ohne Betäubung, da ich dafür zu schwach war. Außerdem durfte ich
10 Tage nichts Trinken.
Als ich diese Folter endlich überlebt hatte und wieder etwas
trinken durfte, (man glaubt es nicht wie gut ein Schluck Wasser schmecken kann)
vergaß man die Injektion der Kochsalzlösung wieder anzupassen und meine Lunge
und mein Herz kollabierten da sie sich mit Wasser füllten. (Lunge und
Herzbeutel und Pneumo - Torax) Zudem hatte ich ja auch noch 27 Injektoren mit
Medikamenten an gehangen. Auch das überlebte ich und kämpfte 3 Wochen gegen das
ersticken.
Als ich den MRSA dann besiegt hatte wurde ich auf die Kardio
Intensiv verlegt und mir wurde ein ICD mit Schrittmacher-- Funktion
Implantiert.
Bei dieser OP musste ich wieder 30 min. durch Herzmassage und
mehrere Kardioversionen zurück geholt werden.
In der Erholungs-Phase wollte sich dann jeder Pfleger
profilieren welche Fortschritte ich durch "seine " Pflege gemacht
habe.
Fakt ist: Ich war im Koma mehrmals wach und bekam das setzen
eines ZVK´s in die leiste voll mit - weil ich nicht wusste was dort passiert
und ich auch starke Schmerzen in dem Bereich meiner Männlichkeit hatte, ging
ich davon aus das ich ohne Betäubung Kastriert werden sollte, warum auch immer.
Erst als der Arzt bemerkte das ich wach war, wurde das Propofol erhöht. Dieses
und ähnlich schlimme Wach- Phasen habe ich mehrmals erlebt.
Es ist allein dem beherzten und tapferen eingreifen meiner Frau,
der hohen Kompetenz der behandelten Ärzte zu verdanken das ich noch lebe.
Die Pflegekräfte haben teilweise solche gravierenden Fehler
gemacht, die manchmal meinen sicheren Tod bedeutet hätten. So wurden
Medikamente teilweise 2,3 oder 4 mal gebracht ,weil die Dokumentation absolut
Mangelhaft war.Unter anderem an einem Tag 10 Tabletten Macumar (!) . Für meinen
Empfohlenen INR zu halten benötige Ich 1/2 Tablette täglich.
Auch war teilweise das Hygiene verhalten mancher Pfleger absolut
mangelhaft, und man wurde behandelt wie ein Stück Vieh. So wurde mir z.B. beim
Umlegen auf ein Neigungsbretttisch der ZVK direkt aus dem Hals gerissen incl.
Vernähung so das mein Blut Meterweit an die Wand Spritzte.
Es wurde 4 mal Täglich der ganze Körper mit Frottee Waschlappen
geschruppt, als wäre man ein Bergmann,sie können sich nicht vorstellen welche
schmerzen sie dabei haben. Da ich lange einen Luftröhrenschnitt hatte und
während der MRSA Pneumonie nicht reden konnte wurde einfach weitergemacht und
mir ü.a. der Fuß gebrochen und einmal als der Blutdruck zu niedrig war um Blut
zu nehmen, mir 17 mal ins Handgelenk gestochen.
Als ich dann in die Reha kam dachte ich ,Ich komme ins Paradies,
freundliche und bemühte Pflegekräfte, die es mit mir zusammen schaften das ich
im Februar fast schon wieder alleine laufen konnte, bzw. im Rollstuhl mobil
war. Herzlichen Dank.
Ich kann verstehen das Intensiv- Pflegekräfte unter hohem druck
stehen, aber man sollte sich doch immer vor Augen halten das man mit Menschen
arbeitet. Mehr Platz ist hier leider nicht , und ich könnte Stunden Sachen
erzählen die man nicht für möglich halten würde, hätte ich sie nicht selbst
erlebt. Wer mehr wissen will kann mich ja gerne Anschreiben. Denkt immer daran
niemals aufzugeben.
Eins muss ich noch los werden: Ich habe zwar
Phantomschmerzen in den Füßen, weil die Pfleger auf der Intensiv zu doof waren
das Brett unten im Bett raus zu nehmen,den ich bin ziemlich groß und sie hatten
das Kopfteil hochgestellt und weil ich ja bewusstlos war, bin ich immer nach
unten gerutscht und die Füße standen somit Quer am Brett und die Nerven sind
abgestorben,(in der Rehe wurde ohne Anfrage sofort das Bett verlängert) und
habe auch nur ca..30 % EFH und muss etliche Medikamente Schlucken (U.a. Opiate
wegen der Phantomschmerzen die nicht hätten sein müssen) geht es mir doch
wieder den Umständen entsprechend gut.Es hat sich also gelohnt zu
Kämpfen.
Und der Grund war einfach nur das ich mit Fieber und Grippe
weiter gearbeitet habe.(Das war es nicht wert)
Insgesamt war ich 6 Monate im
Krankenhaus und bin durch die Hölle gegangen – Es fehlen noch tausend schlimme
Dinge. Ohne mein Familie, insbesondere meine Frau hätte ich lange aufgegeben. Und ich habe mir oft den Tod gewünscht in dieser Zeit.