Hier meine etwas längliche Geschichte - und dann habe ich auch noch 1-2 Fragen am Ende zu eventuellen Medikamenten, falls jemand den langen Text überspringen möchte
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Ich bin 29 Jahre und weiblich, Nichtraucherin und trinke keinen Alkohol. Meine Ernährung ist größtenteils vegetarisch, aber ich achte auf alle Spurenelemente, Proteine etc. Zu wenig habe ich nie gegessen und McD etc. auch nie. Ich mache seit 15 Jahren sehr aktiv Sport (Kanumarathon, d.h. lange Paddeleinheiten, viele Laufeinheiten, Ausdauerkrafttraining und Köperkrafttraining). Ich wog bei 1.64m bis Oktober 2016 immer so 68-69kg, was auch in Ordnung war, denn ich hatte viele Muskeln und war sehr fit, ohne dabei dem Körperfetischismus zu verfallen. Inzwischen wiege ich 71-72kg, habe aber einiges an Muskeln abgenommen und in Fett umgewandelt :/. Ich habe immer genug Schlaf abbekommen.
Im August 2016 habe ich sehr glücklich meine Doktorarbeit abgegeben. Am nächsten Tag fuhr ich für 3.5 Wochen in den Urlaub. Dort habe ich noch einen Vortrag auf einer Tagung gehalten und sonst einfach Urlaub gemacht (Sehenswürdigkeiten angeschaut, wandern in Sibirien). Auf dem Rückflug von Sibirien nach Moskau ging es mir ziemlich mies mit typischen Erkältungssymptomen (kaputt sein, Schnupfen/verstopfte Nase, Hitzewallungen, aber kein Fieber), aber ich schob es auf die große Zeitverschiebung und den daraus resultierenden Schlafmangel bzw. die Verschiebung des Tagesrhythmus’ (war immer bis 3 Uhr wach und habe dann bis 11 oder 12 geschlafen).
Dann war ich wieder zu Hause und fing an einer neuen Arbeitsstelle an und alles lief super, Kollegen nett, Umfeld nett, alle Aufgaben
mit Bravour bestanden. Hin und wieder lief im Arbeitsablauf etwas schief, aber das habe ich alles gut improvisiert und es gab auch immer nur Lob vom Boss oder Kollegen. Dann hatte ich eine kleine Erkältung (fühlte mich schlapp, Schnupfen, kein Fieber). War trotzdem arbeiten, aber auf Sparflamme und statt meiner recht flotten 10km-Laufeinheiten mit der Laufgruppe war ich in der Woche lieber nur einmal ganz leicht 20 Minuten joggen.
Dann war wieder alles prima, aber eine Woche später wurde ich plötzlich wahnsinnig müde (eine ganz andere Art Müdigkeit als zuvor). Ich schlief freiwillig anstelle der Trainingseinheiten oder Treffen mit Freunden und schlussendlich sagte ich wegen Müdigkeit eine Hochzeitsfeier ab und ging stattdessen zum Arzt. Ich hatte wahnsinnig viel Durst und mir war ständig schwindlig. Arzt schickte mich nach kurzer Untersuchung nach Hause und sagte, ich sei grundsätzlich gesund und wahrscheinlich ist es nur ein kleiner Virus. Nächste Woche versuchte ich noch einmal zur Arbeit zu gehen, musste diese aber mittendrin abbrechen, da ich dachte jeden Augenblick umzufallen. Abends saß ich dann bei meinem Freund und plötzlich bekam ich einen roten Kopf, Herzrasen, extremes Zittern am ganzen Körper über ca. 24 Stunden hinweg, Ohrenrauschen (habe ich bis heute, fällt mir meistens am Morgen auf), extremen Schwindel und Übelkeit und mein Freund rief den Notarzt. Im KH wurden Bluttests gemacht, Lunge geröntgt, CT vom Kopf, EKG und eine neurologische Grunduntersuchung gemacht. MRT vom Kopf war auch ok.
Diagnose/ Vermutung: Virus im Innenohr, der den extremen Schwindel und Gangunsicherheit auslöste; gefunden wurde aber nichts. Tabletten gegen Vertigo halfen nicht.
3 Wochen später hatte ich meine Verteidigung, die gut lief, da ich ja in den 3 Wochen zuvor nichts machte (keine Arbeit, kein Sport, eigentlich nur Bett und gutes Essen). Nach der Verteidigung ging es mir dann wieder etwas schlechter, d.h. müde und schwindlig, aber es war auszuhalten. Am Tag danach dann wieder das volle Programm: Herzrasen, Zitteranfälle, Taubheitsgefühle im Gesicht, extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen, die ich vor Oktober gar nicht kannte etc. Arzt meinte, es sei ein Virus, der kommt und geht in Schüben, das sei normal, besonders nach Anstrengung (Verteidigung).
7 Monate später: Ich habe nach wie vor Herzrasen, besonders nach Belastung jeder Art, bin permanent wahnsinnig müde, habe Atemprobleme, gehe seit Oktober nicht arbeiten und habe alle möglichen 'alternativen' Wege ausprobiert (Osteopathie, TCM, Meditation, Yoga) und mich auch schon Psychologen vorgestellt, da ich dachte, vielleicht ist es Stress oder Burnout, aber bisher sagen alle Psychologen und Ärzte, dass ich mich nicht benehme wie jemand, der ein Burnout hat (bin lebensfroh und lustig, sehr gut strukturiert und ausgeglichen, nicht panisch oder verzweifelt, ergreife ständig selbst die Initiative bei der Suche nach Ursachen für mein Problem bzw. bei dem Versuch sich zu schonen oder sich
etwas Gutes zu tun, äußeres Erscheinungsbild tadellos, keine Schlafprobleme (außer bei Herzrasen) und/oder Grübeln). Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Ruhepuls viel höher ist als vor Oktober, weswegen ich bei der kleinsten Betätigung (Treppensteigen, in den Einkaufsmarkt gehen) sofort aus der Puste bin.
Da all das im Ausland passierte und die medizinische Infrastruktur recht mies ist, bin ich seit letzter Woche in Deutschland, wo ich nun schon 4 Tage im Krankenhaus zwecks Abklärung war. Meine Hausärztin in Deutschland ist sicher, dass ich ein Problem am Herzen habe.
Trachykardie, Palpitationen und Belastungsdispnoe wurden nun 'offiziell' bestätigt. Laut Langzeit-EKG war mein Ruhepuls oft bei 130 (110 in der Nacht), bei 'Belastung' (vom Bett bis zum Fahrstuhl gehen, Treppe hochgehen 30 Sekunden lang) bei 180. Aber das Herz an sich ist gesund. Belastungs-EKG konnte wegen des hohen Ruhepulses nicht gemacht werden. Lungenfunktionstest ok, Schilddrüse ok, MRT, Bluttests alle unauffällig (Borreliose, EBV alles negativ). Vitamine und Hormone alle ok. Panikattacken sind das glaube ich auch nicht, da der hohe
Ruhepuls meist richtig lange anhält (5 Stunden) und da ich ja auch dann nicht panisch, sondern mental total ausgeglichen bin.
Ich hatte immer sehr starke Nerven (auch vor Wettkämpfen oder Vorträgen) und dieses Herzklopfen kommt meistens als Überraschung, oft gepaart mit extremer Müdigkeit und fast schon Lethargie und auffallend oft in Nächten, wenn ich am Tage ein kleines bisschen mehr gemacht habe (Spaziergang im Wald, längere Unterhaltung mit jemandem, wobei ich dann beim Reden auch schon Luftknappheit merke, halbe
Stunde am Meer mit 5 Minuten Aufenthalt im Wasser). Nahrungsmittelunverträglichkeiten habe ich nicht und ich trinke nach wie vor sehr
viel (mind. 3 Liter Wasser am Tag). Allergien gegen verschiedene Tierhaare und Gräser wurden vor ca. 20 Jahren mal festgestellt, ich habe nun per Bluttest nochmal neu testen lassen, aber meine Ärztin sagt, es kann daran nicht liegen, da ich die Beschwerden seit Oktober habe und da wuchsen noch gar keine Gräser -und ich habe sie ja auch in verschiedenen Ländern und sie treten sehr akkut auf.
Neurologische Detailuntersuchung und psychosomatische Routineuntersuchung stehen noch an, aber die Ärzte im KH und auch meine Hausärztin sagten bereits, dass sie weder neurologisch noch psychosomatisch etwas erwarten und empfahlen gering dosierte Betablocker.
Diesen bin ich sehr skeptisch gegenüber, da ich lieber die Ursache statt das Symptom bekämpfen würde. Und da ich 4 Wochen vor dem totalen Kollaps noch stundenlange Wanderungen mit sehr steilen Anstiegen in Sibirien machte und vor ungefähr einem Jahr noch sehr zügige Marathonrennen mitgepaddelt bin, zu keinem Zeitpunkt schleichend eine Müdigkeit oder auch Lust- oder Motivationslosigkeit, Zweifel an mir selbst oder der Arbeit verspürte,denke ich mir, dass es doch irgendwo etwas zu sehen geben muss, wenn es denn tatsächlich am Herzen liegt
und keine psychische Sache ist. Die Ärztin meinte, dass man ganz kleine strukturelle Veränderungen im Körper nicht sehen könnte, aber dass ich vermutlich ständig müde und schlapp sei, weil mein Herz permanent denkt, es macht Sport. Auf meine Frage hin, warum denn manchmal mein Puls aber relativ normal ist (so um die 74 Schläge... auch zu hoch für meine Verhältnisse, aber ja noch im Rahmen), meinte sie, dass nichts 'eingepegelt' wäre, weil sich das Herz irgendwann mal erholen muss und wenn ich dann aber aufstehe und 10 Meter gehe, ist der Puls wieder bei 120. Sie meinte, wenn ich Betablocker nehmen würde, würden diese einen regelmäßigeren Puls herbeiführen.
Mein Blutdruck ist normal/ oft ziemlich niedrig (103/70, Puls 120, nach Injektion des Betablockers war der Puls 57, Blutdruck normal - mir wurde nicht gesagt wie hoch genau...aber schwindlig war mir ganz schön). Nun habe ich Bedenken, Betablocker zu nehmen, weil mein Blutdruck ja auch ohne Medikation normal ist. Ich möchte aber unbedingt wieder Sport machen und ein normales Leben führen, d.h. Strandspaziergänge machen, auf Konzerte gehen, mich mit Freunden treffen und mich unterhalten können, ohne nach jedem 5. Wort nach Luft zu schnappen etc., denn erstens ist mein ganzes Leben irgendwie an Sport und/oder Aktivitäten draußen geknüpft und zweitens nehme ich so immer mehr zu, wodurch ich mich noch weniger fit fühle - und das ist für die allgemeine Gesundheit oder die Psche auf Dauer nicht gut.
Als ich die Ärztin fragte, ob ich - der Empfehlung meiner Ärzte im Ausland folgend - einfach alle Beschwerden ignorieren und mich zum Sport zwingen sollte, da dieser die Beschwerden vermutlich lindern würde, meinte sie 'auf keinen Fall, da der Puls viel zu hoch für Sport ist'. Ich merke ja auch selbst, dass ich bei leichter Anstrengung (z.B. gehen) ganz schnell Atemnot habe und mir so schwindlig wird, dass ich mich hinsetzen
muss.
Wie vertragen sich denn Betablocker mit Sport?
Gibt es Alternativen zu Betablockern für dieses Problem?
Und hat hier jemand Erfahrung mit dem Phänomen, dass der Puls zu hoch ist, aber der Blutdruck normal ist?