Herzschwäche: Sport macht leistungsfähiger
Die Herzschwäche steht meistens am Ende einer langen Herz-Kreislauf-Krankheit wie Bluthochdruck oder einer Verkalkung der Kranzarterien. Ärzte haben darum noch bis Anfang der 90er-Jahre von Sport abgeraten. Sie fürchteten, die Belastung könnte dem ermüdeten Herzmuskel den letzten Stoß versetzen. Doch inzwischen wird deutlich: Sport in Maßen schadet nicht im Geringsten.
Ganz im Gegenteil: Frauen und Männer mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) werden durch körperliches Training sogar leistungsfähiger. So hat eine Studie an der Universität in Ancona (Italien) mit 99 Teilnehmern gezeigt: Patienten, die sich regelmäßig bewegten, hatten ein geringeres Herztod-Risiko als Sport-Abstinenzler. Auch mussten die Trainierten seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Circulation (99, 1999).
Die Lebensqualität verbessert sich
Sport steigert die Leistungsfähigkeit der Patienten, bestätigt auch eine Studie am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität Saarbrücken. "Sie nahm in unserer Untersuchung um 12% zu. Das hört sich zunächst nicht beeindruckend an. Doch es handelt sich nicht selten um den entscheidenden Sprung über die Schwelle, so dass die Patienten z.B. wieder Treppen ohne Luftnot bewältigen können", sagt Studienleiter Dr. Tim Meyer. Die Lebensqualität der gut über 50 Teilnehmer - überwiegend im Alter zwischen 45 und 65 Jahren - hätte sich folglich deutlich verbessert.
Die Gefäße werden weiter
Warum Sport bei Herzinsuffizienz so gut tut, hat vielerlei Gründe: "Es fängt damit an, dass die Patienten merken: 'Mein Körper kann ja doch noch etwas.' Das wirkt sehr stimmungsaufhellend", meint Meyer. Die Wirkung auf die Herzleistung sei jedoch eher indirekt: "Die Funktion der anderen Organe wie der Skelettmuskulatur verbessert sich - so stellen sich hier etwa die Gefäße wieder weiter. Auf diese Weise wird es auch fürs Herz leichter, diese Körperregionen zu durchbluten", erklärt Meyer.
Wer nicht Sport treiben darf
Gesundheitsfördernd ist Sport allerdings nur, wenn die Herzinsuffizienz stabil ist. Das heißt: Die Patienten dürfen nicht im Ruhezustand unter Atemnot leiden oder unter Wassereinlagerungen in der Lunge (Lungenödem). Strikt verboten ist körperliche Anstrengung unter anderem auch, wenn:
* der Patient gerade einen Herzinfarkt hinter sich hat
* der Herzkranke im Ruhezustand unter akuten Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße leidet (instabile Angina pectoris)
* das Herz gefährliche Arrhythmien zeigt
* der Herzmuskel akut entzündet ist (Myokarditis)
* der Patient unter einem fieberhaften Infekt leidet
Grundsätzlich dürfen Patienten mit Herzschwäche nur Sport treiben, wenn ihr Arzt sie zuvor getestet und ein Trainingsprogramm für sie entwickelt hat. Sollte der Hausarzt hier nicht weiterhelfen können, empfiehlt Meyer, eine Herzsportgruppe aufzusuchen: Die Ärzte dort sind oft auf individuelle Trainingsprogramme spezialisiert. Die Teilnahme an einer Herzsportgruppe wird häufig aber nicht möglich sein, da sie vor allem für weniger schwere Herzkrankheiten vorgesehen sind, nicht aber für Herzinsuffizienz: Für Patienten mit Herzschwäche müssten die Gruppen kleiner sein, da eine intensivere medizinische Überwachung notwendig ist, meint Meyer. Das aber finanzieren die Kassen bislang nicht.
Sehr zu empfehlen: Ausdauersport - Jedoch nicht Schwimmen
So müssen Herzinsuffizienz-Patienten sich also oft allein aufraffen. Am besten wählen sie einen Ausdauersport wie schnelles Gehen, Walken oder Fahrradfahren. "Denn hierbei handelt es sich um Aktivitäten, die vernünftig kontrollierbar sind. Beispielsweise bei Fußball oder Handball ist dies nicht der Fall, weil je nach Spielsituation die Belastung mehr oder weniger intensiv ist", sagt Meyer. Auch Schwimmen zählt zu den Ausdauersportarten. Doch von diesem beliebten Freizeitvergnügen rät Meyer Patienten mit Herzschwäche ab. "Oft lässt der Wasserdruck den Blutdruck steigen und führt zu vermehrten Rhythmusstörungen."
Das Training sollte sich nicht über Stunden hinziehen: 30 bis 45 Minuten reichen völlig. Wichtig ist aber, dass es mehrmals - idealer Weise häufiger als dreimal - in der Woche stattfindet. Zu jeder Sportstunde gehört übrigens das Pulszählen - entweder mit der Hand oder einem Pulstester. Klassische Warnhinweise für Überlastung wie Angina pectoris spüren Patienten mit Herzinsuffizienz nämlich nicht in jedem Fall. Hinweise kann ihnen dann nur die Pulsfrequenz geben.
(gelesen bei Liveline - Medizin im Internet)