Hallo Dirk,
herzlich Willkommen bei uns. Ulla hat in der Kürze, der Ihr zur Verfügung stehenden Zeit, das Wesentlichste bereits geschrieben.
Deine Ängste kannst nur Du selbst bekämpfen. Suche Dir einen Therapeuten vor Ort. Die Wartezeiten auf einen Termin sind meist sehr lang, deshalb versuche es bei mehreren und lass Dich auf Dringlichkeit setzen. Vielleicht bietet sich so die Möglichkeit, falls ein anderer Patient abspringt – sofort aufzuspringen.
Es ist ganz normal, dass Du Angst um Dein Leben hast, schließlich geht es um Dein Herz und nicht um eine „Verstauchung der linken Hand“. Der ICD wird Dir helfen und ist bequemer als die Weste. Frag, wenn Deine Herzleistung diesen Eingriff notwendig machen sollte, nach dem neusten Gerät. Meiner ist bereits, schon nach 3 Jahren, veraltet. Erschrocken stellte ich gerade fest, wie lange ich bereits mit meinem Zusatzorgan durch die Welt stampfe. Meine Werte der Herzleistung sind leider auch nicht berauschend besser geworden, im Gegensatz zu vielen anderen hier im Bord. Trotz allem konnte ich eine HTX abwenden. Das ist doch was!
Die OP selbst war überlebbar. Man bekommt alles mit, das ist eben nicht jedermanns Ding. Örtlich wird die Stelle betäubt, unangenehm wird es, wenn die Dioden in das Herz verlegt werden und das Gerät aktiviert wird. Das Herz springt, du selbst kannst es nicht kontrollieren – ich denke, dass dies das Unangenehme ist. Zumindest ist der Eingriff angenehmer als die Bio-Entnahmen am Herzen, da der Druckverband im Anschluss an die OP ca. 6-7 Stunden auf dich drückt und man nicht aufstehen darf.
Ungewohnt ist es halt schon am Anfang. Das Gerät wirkt störend und selbst ist man übervorsichtig - was allerdings Quatsch ist. Schlafen funktionierte bei mir nur auf dem Rücken und der rechten Seite. Der linke Arm darf die ersten Tage nicht hoch gestreckt werden, da sich sonst der ICD verschieben könnte. Den Röntgendamen im KK musste ich dies allerdings mitteilen – nach kleiner Diskussion brauchte ich den Arm nicht strecken und es konnte trotz allem eine supi Aufnahme gemacht werden.
Ganz wichtig ist die regelmäßige genaue Einnahme der Mediz. Nach ca. 2-3 Monaten merkst Du nichts mehr vom ICD.
Mein Mann ist teilweise sehr kritisch und schimpft mit mir, wenn ich Dinge abarbeite, welche ich körperlich eigentlich nicht wirklich darf. Aber was gemacht werden muss – muss eben getan werden. Ich achte auf mich und merke sehr schnell, was halt noch geht oder eben nicht. Es ist schon eine ziemlich Kür, dies sich selber eingestehen zu müssen. Der Rest meiner Familie verdrängte meine Erkrankung. Schließlich fehlt mir Offenkundig nichts und bei Treffen zeigt Frau sich schließlich von ihrer besten Seite, grins. Das ich allerdings danach ins Bett falle, sieht halt niemand. Mittlerweile ist auch „beim Rest“ das Verständnis gereift – man muss der Außenwelt zeigen, wie miserabel es einem geht.
In der Reha gibt es einen Sozialassi, sofort einen Termin besorgen. Schwerbehinderung beantragen, evtl. EM-Rente aber das wird Dir dort alles erklärt, incl. Hilfestellung bei der Bürokratie. Schwere Pakete wirst Du, bei einem ICD nicht mehr Trepp auf, Trepp ab tragen dürfen. Mit absoluter Sicherheit gibt es andere Möglichkeiten wieder ins Berufsleben einzusteigen. Kläre diesen wichtigen Punkt in der Reha.
Sodele, sicher werden Dir die anderen Bordmitglieder noch Tipps und Ratschläge geben können, ich für meinen Teil beende meine Ausführung nun. Sonst schreibe ich noch mehr wie Du, Dirk - das geht nun wirklich nicht!
Herzliche Grüße aus dem Norden
von Carina