Hallo und guten Morgen zusammen,
jetzt bin ich auch hier.
Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich unseren Admin Alex in einem anderen Herz-Forum kennen gelernt habe. Damals hatte ich gerade meine erste Immunadsorptionstherapie in der Charité hinter mich gebracht und einen ausführlichen Bericht geschrieben. Alex bat mich damals um Veröffentlichung des Berichts in seinem eigenen, neu gestarteten Forum, sprich in diesem hier. Gestern Abend habe ich von meiner vor kurzem erneut durchgeführten Immunadsorption berichtet und ein paar Fotos (Vergleich 2007 und 2011) reingestellt. Wen es interessiert, der möge einmal hier nachlesen:
immunadsorbtionstherapie
Zu meiner Person: Ich heiße Frank, bin 41 Jahre alt, 181 cm groß, 79 kg schwer, Nichtraucher und wohne in Düsseldorf. Seit 2005 leide ich an einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM) unklarer Herkunft und infolge dessen an einer Herzinsuffizienz mit einer LV-EF von aktuell 20%. Aufgrund mit der Grunderkrankung einhergehender Arrhythmien wie ventrikuläre Extrasystolen, Vorhofflimmern und ventrikulären Tachykardien wurde mir 2005 ein Einkammer-AICD (St. Jude Medical, Modell Atlas) implantiert.
Da im Rahmen einer Biopsie kein Hinweis auf eine bakterielle oder virale Ursache für die DCM gefunden wurde, liegt die Vermutung nahe, dass ich aufgrund eines vererbten Gendefekts an einer Autoimmunerkrankung leide, die dafür sorgt, dass immer wieder entzündliche Prozesse aufflammen, die das eigene Herzmuskelgewebe angreifen und sukzessive zerstören (ähnlich wie bei Rheuma, welches jedoch andere Körperregionen angreift). Auch mein Vater und sein Vater hatten immer mal wieder sporadische Herzrhythmusstörungen, da liegt also eine gewisse Veranlagung in der Familie, die sich bei mir nun extrem manifestiert hat. Hobbymäßig fahre ich viel Fahrrad, um mich fit zu halten. Durch regelmäßiges Ausdauertraining war es z. T. möglich, Tagestouren bis zu 100 km (langsam und mit Pausen natürlich) zu meistern. Sport ist also gerade bei Herzinsuffizienz extrem wichtig!
Hier gibt es übrigens eine Interessante Formel für Patienten mit einer EF von unter 35: Das sog. "Doppelprodukt", also das Produkt aus systolischem Blutdruck und der Pulsfrequenz. Das Doppelprodukt sollte laut Prof. Baumann, Leiter der kardiologischen Klinik der Charité, unter Anstrengung möglichst 12.000 nicht überschreiten. Beispiel: Wenn ich Rad fahre und einen Puls von 120 habe, darf der Blutdruck nicht höher als 100 zu irgendwas sein. In meinem Fall ist da leider bei ca. 110-120 Puls Schluss, weil ich sonst über 12.000 komme, was im Ergebnis nicht gut für das kranke Herz ist. Nur mal so als Faustformel für euch, die ihr ähnlich betroffen seid.
Begonnen hat meine Herzkarriere bereits mit 20. Damals hatte ich immer wieder mal Rhythmusstörungen und auch Vorhofflimmern, welches aber stets von alleine wieder verschwand. Ich spürte, dass mit meinem Herzen irgendetwas nicht stimmt und ging von einem Arzt zum anderen, doch alle stempelten mich als Hypochonder ab oder vermuteten ein leicht angegriffenes vegetatives Nervensystem. Ich bekam - nachdem endlich in einem der zahlreichen Langzeit-EKGs VT-Salven aufgezeichnet wurden, leichte Betablocker und ein Anti-Arrhythmikum (Novodigal), was mich insgesamt aber sehr schlapp machte. Eine Einschwemmkatheteruntersuchung beim Kardiologen zeigte ein leicht vergrößertes Herz, welches jedoch auf mein regelmäßiges Jogging zurück geführt wurde. Ergo: Eigentlich war alles im Normbereich, weswegen ich es irgendwann nicht mehr einsah, Herztabletten mit starken Nebenwirkungen zu schlucken, obwohl doch alles organisch gesund sei.
Es sollten weitere zehn Jahre vergehen, bis ich mich nach ein paar Infekten in Folge schlapp und ausgelaugt fühlte und relativ schlecht Luft bekam. Nach zwei Stockwerken musste ich erst mal anhalten und nach Luft schnappen, was mich natürlich besorgte. Ich ging zum Internisten, der schickte mich zum Pulmologen, der trotz Röntgen der Lunge und Allergietest nichts fand und mich mit einem Atemspray nach Hause schickte. Leider besserten sich die Symptome nicht, sondern es kamen Blubbergeräusche in der Lunge dazu, weshalb ich den Lungenfacharzt erneut aufsuchte. Dieser schickte mich abermals mit einem anderen Spray nach Hause. Als ich dann nachts von Erstickungsanfällen geplagt kaum mehr einzuschlafen wagte, wurde es mir zu bunt, und ich suchte meinen Internisten erneut auf. Dieser schickte mich vorsichtshalber selbst zum Röntgen des Thorax ins nahe gelegene Röntgeninstitut. Dort wurde man ob der Röntgenbilder etwas nervös und schickte mich sofort zum Kardiologen, der mich dann erst mal aufklärte. Ich hatte eine äußerst fortgeschrittene Herzmuskelentzündung, durch die sich mein Herz in seiner Größe verdoppelt hatte, und ein lebensgefährliches Lungenödem. Es grenzt an ein Wunder, dass ich damals nicht im Schlaf erstickte und noch unter euch weile.
Danach ging alles ganz schnell: Krankenhaus, Medikamententherapie, Defi-Implantation, welche ich im Herz- und Diabetes-Zentrum NRW in Bad Oeynhausen habe durchführen lassen.
Der Defi hat bislang zum Glück nur einmal in der zweithöchsten Stufe (25 Joule) geschockt, was äußerst unangenehm war. Eigentlich hatte ich zu dem Zeitpunkt mal wieder ein Vorhofflimmern. Doch da ich am Bahnhof die Treppen zum Gleis hochgegangen war, geriet der unregelmäßige Puls temporär zu hoch, weshalb der Defi vorsichtshalber schockte. Ich stand freihändig auf dem Bahnsteig und dachte, dass mir jemand eine leere Bierflasche auf dem Hinterkopf zerschlagen hätte, um mich auszurauben. Vor Schmerz und Schreck schrie ich auf und fasste mir auf den Kopf, um nach Blut zu fühlen. Die Leute um mich herum sahen mich an, als hätte ich gesoffen oder nicht mehr alle Tassen im Schrank. Nur ein einziger junger Mann kam auf mich zu, um zu fragen, ob alles ok sei. Als ich ihm im Zug - unter seelischem Schock stehend - alles erklärte, war er verwundert, dass es so etwas wie einen AICD überhaupt gibt.
Naja, danach wurde der Defi leicht umprogrammiert, so dass er nicht mehr bei Vorhofflimmern auslöst, so dass ich in dem Fall immer mal wieder ins Krankenhaus muss, um eine elektrische Kardioversion (per AICD oder von außen) durchführen zu lassen. Was der Defi allerdings immer mal wieder macht, ist ein Überstimulieren (Pacing) mittels Schrittmacherfunktion, um eine Tachykardie noch vor der Schockstufe zu beenden. Zum Glück klappt dies auch meistens.
Wie ihr in meinem Bericht zur Immunadsorption lesen könnt, hatte ich es geschafft, meine EF von < 30% auf rund 50% im Jahre 2008 zu erhöhen. Leider war dies nicht von Dauer, so dass ich im Mai 2011 auf eine EF von 15% zurück gefallen war. Nun warte und hoffe ich, dass die kürzlich erneut durchgeführte IA wieder ähnlich Positives zutage fördert. Daher muss ich mein Radfahren leider etwas einschränken, d. h. längere Tagestouren sind momentan nicht drin.
Ach ja: Ich bin unbefristet schwerbehindert mit einem GdB von 70, auch die Erwerbsunfähigkeitsrente habe ich unbefristet durch. Allerdings gehe ich noch ein paar Stunden arbeiten, da ich von der mickrigen Rente alleine nicht leben kann.
Puh, bitte entschuldigt meine sehr ausführliche Vorstellung. Nun freue ich mich auf eure interessanten Beiträge.